Chronik

Am 6. Februar 1895 beschlossen 39 Schützenfreunde die Gründung eines Schützenvereins in Leuterschach. Am 12. Februar 1895 wurde eine Generalver-sammlung einberufen und dem Verein der Name „Zimmerstutzenverein Leuterschach“ gegeben. Die Mitglieder wählten sich ihre erste Vorstandschaft für eine Periode von 3 Jahren. Diese bestand aus: Magnus Waldvogel 1. Schützen-meister, David Rapp 2. Schützenmeister, Zachäus Linder Kassier (bis 1913). Der Verein hat den Hauptzweck, durch seine Unterhaltungen den brüderlichen Sinn und den kameradschaftlichen Geist zu pflegen. Es wurde ferner bestimmt, daß monatlich zwei Schießabende stattfinden sollen, mit jedesmaligem Wechsel der Schießlokale. Die Aufnahmegebühr betrug 1 DM. Im ersten Jahr zahlte man einen Beitrag von 20 Pfennig. In den folgenden Jahren bis 1918 finden sich in der Vorstandschaft die Namen Simpert Fischer und Josef Anton Maier 1. SM, Wendelin Spöttl 1. und 2. SM, Xaver Nigg 2. SM, Franz Josef Lochbihler und Theodor Rapp als Schriftführer. In dieser Zeit schwankte der Jahresbeitrag zwischen 40 Pfennig und 1 Mark.

 

Der 1. Weltkrieg brachte dann das Vereinsleben zum Erliegen. Nach Beendigung des Krieges lebte der Verein in einer Generalversammlung am 26. Januar 1919 wieder auf. Martin Streif wurde zum 1. SM, Hans Holzheu zum 2. SM, Fridolin Linder zum Kassier und Josef Sommer zum Schriftführer gewählt. 76 Mitglieder mußten am Krieg teilnehmen. 11 Schützenkameraden kehrten nicht mehr in die Heimat zurück. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, daß das Jahr 1919 gleich zu einem sehr erfolgreichen Vereinsjahr wurde. Es wurden zum Beispiel allein 46 Ehrenscheiben ausgeschossen. Mitglieder des Schützenvereins führten unter der Leitung des 2. SM Hans Holzheu Theaterstücke auf und übergaben vom Erlös 40 Mark als Geschenk an den Verein.

 

Am 7. März 1920 feierte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum. Elf Mitglieder erhielten Ehrendiplome. Heinrich Linder hatte eine Jubiläumsscheibe gemalt, die vom 1. SM Martin Streif gewonnen wurde. Im Jahre 1921 wurde dann Johann Holzheu zum 1. SM und Johann Fischer zum 2. SM gewählt.

 

Die Unterhaltungsschießen mußten wegen der großen Inflation in diesen Jahren stark eingeschränkt werden. Als 1924 der Preis für eine Schachtel Munition (250 Schuß) gar auf vier Billionen Mark stieg, konnten selbst bei größter Schützen-freudigkeit nur sechs Preisschießen stattfinden.

 

Am 25. Januar 1925 wählten die Mitglieder Oswald Waldvogel und Florian Eberspacher zu ihrem 1. und 2. SM, neben dem altbewährten Kassier Fridolin Linder und Schriftführer Josef Sommer. Die Teilnahme an der Fahnenweihe des Schützenvereins Alpenrose Marktoberdorf im Jahre 1926 war für viele Mitglieder eine Ehrensache. Die Generalversammlung am 9. Januar 1927 beschloß eine Fahne anzuschaffen. Zu diesem Zweck wurde eine Hauszeichnung durchgeführt. Um die Beschaffung der Vereinsfahne machte sich besonders Oswald Waldvogel verdient. Die Fahnenweihe fand am 15. Mai 1927 statt. Die Patenschaft übernahm der Schützenverein Alpenrose Marktoberdorf. Ferner nahmen folgende Vereine teil: Görisried mit Fahne, Lengenwang mit Fahne, Wald mit Musik, Rieder mit Musik, Balteratsried, Sulzschneid, Oberthingau, Thalhofen, Wildberg, Wimberg, Ebenhofen und Schützengesellschaft Marktoberdorf mit Fahne. Die feierliche Weihe erfolgte durch Pfarrer Zillenbiller mit Umrahmung der Feldmesse durch den Musikverein Leuterschach. Die Festprologe sprachen Fräulein Lena Bader und Fräulein Viktoria Wörz. Die Festrede hielt Bürgermeister Martin Streif. Zum Fahnenjunker war vorher Pius Holzheu und als Begleiter Konrad Ott und Konrad Bader gewählt. Die Scherpen übergab Fräulein Josefa Bach. Das Patenband heftete 1. SM Kornelius Schmid, Marktoberdorf an die Fahne.

 

Im Jahre 1928 tauchen in der Vorstandschaft neu die Namen Anton Heiß als Kassier und Konrad Wörz als Schriftführer auf. Im Jahr 1929 übernimmt dieses Amt Konrad Bader. Die Generalversammlung am 21. Januar 1934 wählte Ludwig Epple und Hans Zeller an die Spitze des Vereins. Um der Auflösung zu entgehen, war der Verein gezwungen sich dem Deutschen Schießsport-Verband anzuschließen, schreibt 1. SM Ludwig Epple im Jahresbericht für 1934. In den Jahren 1937/38 versah Franz Dörfler den Schriftführerposten und Fidel Holzheu fungierte als Kassier.

 

Es beginnt nun ein trauriges Kapitel in der Geschichte des Vereins. Der Beginn des 2. Weltkrieges machte dem Vereinsleben ein jähes Ende. Im Jahresbericht für 1939 schreibt 1. SM Ludwig Epple, daß an die im Felde stehenden Schützenkameraden Päckchen versandt wurden und sich diese darüber sehr freuten. Der Protokollführer in dieser für lange Zeit letzten Generalversammlung war Hans Zeller. Beide Schützenkameraden kehrten aus dem 2. Weltkrieg nicht mehr heim, wie auch noch weitere dreißig Mitglieder des Vereins fern der Heimat ruhen.

 

Am 30. Dezember 1950 lebte der Schützenverein Leuterschach dann wieder auf. Zum 1. SM wurde Albert Singer, zum 2. SM Michael Rapp, zum Kassier Anton Eberspacher und Ludwig Fischer zum Schriftführer gewählt. Für die Fahnenabordnung wurden ernannt: Fichtl Michael, Waldvogel Anton und Holzheu Josef. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß Michael Fichtl mit der Schützenfahne bis heute insgesamt 450 mal ausgerückt ist. Darunter sind 102 Beerdigungen, 71 Hochzeiten und 40 Fahnenweihen. Im Jahre 1982 wurde er für dreißig Jahre Fahnenjunker besonders geehrt. Er dürfte der am längsten amtierende Fahnenjunker des Schützengaues sein. Dies ist eine gelebte Vereinstreue vorbildlicher Art.

 

In der Generalversammlung am 13. Januar 1952 wurde Michael Rapp an die Spitze des Vereins berufen und zum 2. SM Josef Holzheu gewählt. Aufgrund einer Münzensammlung innerhalb der Gemeinde konnte 1956 eine Schützenkette angeschafft werden. Die Generalversammlung am 13.1.1957 wählte Georg Bader zum 2. SM. Es begann eine stürmische Aufwärtsentwicklung und die Leuterschacher Schützen beteiligten sich ab dieser Zeit rege an allen Veranstaltungen des Sportschützengaues Kaufbeuren-Marktoberdorf, dem sie im Jahre 1955 beigetreten sind.

 

Beim Gauschießen 1959 in Thalhofen beteiligte sich der Verein am Festzug mit dem Festwagen „Magnuskirche und hl. St. Magnus“ dargestellt von Otto Schön. Der Verein gab sich im gleichen Jahr dann den Namen:

„Magnusschützen Leuterschach“.

 

Seit 1963 beteiligt sich der Verein an dem vom Gau durchgeführten Rundenwettkampf. Die Generalversammlung am 6. Januar 1964 beschloß die Durchführung des 12. Gauschießens 1965, ungeachtet der Tatsache, daß der Antrag für 1961 abgelehnt worden war. Eine außerordentliche Versammlung und zwei Aufklärungsversammlungen gaben der Vorstandschaft durch ein großes Ja-Votum entsprechende Rückendeckung.

 

Vom 2. – 12. September 1965 stand Leuterschach ganz im Zeichen des 12. Gauschützenfestes und 70-jährigen Jubiläum des Vereins. An 60 Zugständen wurde geschossen und mit 845 Schützen wurde eine bis dahin nie dagewesene Beteiligung erreicht. Für den reibungslosen Ablauf mußten täglich bis zu 100 Personen gestellt werden. Die Standschreiber (es gab noch nicht die heutige Technik) arbeiteten in zwei Schichten. Am Festsonntag zelebrierte Stadtpfarrer Kaspar Bergler und Pfarrer Klaus in Anwesenheit von Hochwürden Bischof Klemens Geiger den feierlichen Festgottesdienst

 

 

 

Der Festsonntag-Nachmittag brachte bei herrlichem Wetter, den großen farbenfrohen Festzug mit 45 Vereinen und 18 Musikkapellen, Festwagen Magnuskirche und Erntegruppe. Das Rahmenprogramm des Festes mit der Festkapelle Leuterschach, den Lautertäler Sängern, den Pfrontener Buam und dem unvergessenen Humorist Nazl Krumm erreichte schließlich mit dem Auftritt der „Original Oberkrainer Musikanten“ seinen Höhepunkt. Bei der Preisverteilung konnten die Schützen 380 Festpreise mit nach Hause nehmen. Die Erinnerung an dieses Fest ist noch heute Gedankengut vieler Leuterschacher.

 

Am 6. Januar 1966 wurde Michael Rapp als 1. SM bestätigt und zum neuen 2. SM Eduard Engstler, zum Kassier Franz Heiland und zum Schriftführer Ewald Stegmüller gewählt. Nach 17 Jahren legte Michael Rapp sein Amt als 1. SM in der Versammlung vom 6. Januar 1968 nieder. Bis zur nächsten Neuwahl übernahm Eduard Engstler kommissarisch die Tätigkeit als 1. SM. In der Generalversammlung vom 5.1.69 wurde Engstler dann als 1. SM bestätigt, zum 2. SM Josef Holzheu, zum Kassier Franz Heiland und zum Schriftführer Sepp Stadelmann gewählt. In der Versammlung vom 6.1.74 wurde vom Aufbau der Jugendarbeit berichtet, die Georg Welz vorbildlich leitete. Zur Jungschützenbetreuung erklärten sich Otto Reichhart und Rainer Hnida bereit. Dies war der Anfang einer Entwicklung, die in späteren Jahren reiche Früchte brachte. Am 5. Januar 1975 wählte der Verein als neue Vorstandschaft 1. SM Eduard

Engstler, 2. SM Georg Welz, Kassier Otto Reichhart und Schriftführer Josef Engstler. Am 6.1.1978 übernahm Georg Welz die Vereinsführung. Als 2.SM wurde Josef Engstler, als Kassier Otto Reichhart und Schriftführer Theo Bickel gewählt. Das Jahr 1980 brachte für den Verein erstmals die Erringung der Gauschützenkönigswürde durch Eduard Engstler jun. Im Jahr 1981 wurde dann Georg Welz Schützenkönig und Uli Welz Jungschützenkönig, damit hatte Schwenden drei Könige.

 

Im Jahresbericht 1984 schreibt 1. SM Georg Welz: „das Jahr 1984 dürfte wohl besonders in die Vereinsgeschichte eingehen, war doch am 15. Juli Einweihung der neuen Schießanlage und des Schützenstübles. Bis es soweit war, mußten fast 2000 Stunden Eigenarbeit geleistet werden“. Der Schützenverein hatte nun eine zuhause gefunden. Die älteren Schützen denken beim Benützen der neuen Anlage, zurück an die Zeit, als man in verschiedenen Gasträumen (Vogler-Zanker-Steiner) auf die Scheiben zielte, und in den Anfängen dann der sogenannte „Zieler“ den Schuß auf der Scheibe anzeigte. Bei der heute herrschenden Technik vom Schießstand bis zum Computerausdruck der Ergebnisse beinahe unglaublich für unsere Jungschützen.

 

Die Vorstandschaft und die Schützenfamilie haben sich in den neuen Räumen gut eingelebt und die sportlichen Erfolge sind sicher auch Ergebnis der ausgezeichneten Übungsmöglichkeiten. Am 6. 1. 1990 war Georg Welz nicht mehr für eine Wiederwahl bereit. Zum 1. SM wurde sein Sohn Ulrich Welz gewählt, 2. SM blieb weiterhin Josef Engstler, Schriftführerin Christine Berkmüller, Kassier Hannelore Heubuch, Jugendleiter Klaus Binder. Die jetzige Vorstandschaft mit 1. SM Ulrich Welz, 2. SM Josef Engstler, Kassier Hannelore Heubuch, Schriftführer Herbert Brenner ist seit 6.1.1993 im Amt und hat als große Herausforderung die Durchführung des 35. Gauschießens übernommen. Die Mitglieder des Vereins haben der Vorstandschaft volle Unterstützung bei der Lösung dieser Aufgabe zugesagt, damit ein ähnlicher Erfolg wie 1965 möglich wird.

 

100 Jahre Vereinsarbeit sind in diesem Bericht an uns vorbeigezogen. Viele Namen bestimmten das Vereinsleben in dieser Zeit. Erinnerung an die Personen werden wach gerufen. Nicht alle konnten erwähnt werden, die das Leben im Schützenverein mitgestalteten. Das Schützenjahr ist von einer Vielzahl von Veranstaltungen geprägt, die sich in besinnliche und fröhliche aufteilen. Nehmen wir als Beispiel das seit einigen Jahren veranstaltete „Heiland Franz Gedächtnis-Schießen“. Das alljährliche Königsschießen mit einer großen Beteiligung und die vielen Unterhaltungsschießen (Er und Sie, Wurst-, Ostereier- und Klausenschießen). Im Erinnerungsalbum des Vereins paradieren die Schützenkönige und -lieseln mit Ihren Konterfeis und mancher Schnappschuss gibt Kunde aus fröhlicher Schützenrunde.

 

Zwei Worte die immer wieder beim Blättern in den Aufzeichnungen des Vereins zu lesen sind, heißen Kameradschaft und Treue. Dieser Grundsatz verpflichtet alles zu tun, um die Kameradschaft zu fördern, dem Verein die Treue zu halten und die Jugendarbeit fortzusetzen, damit auch unsere jungen Schützen diese Werte übernehmen.

 

Ein Wunsch aber, der sicher im Herzen aller Schützen wohnt ist, daß der Schießsport für immer Sport bleibt in einer friedlichen Welt. Die ersten 50 Jahre unseres Vereins waren von zwei Weltkriegen überschattet, die zweiten 50 Jahre durften wir in unserem unmittelbaren Umfeld in Frieden leben. Möge es den Chronisten vergönnt sein beim nächsten Jubiläum den Frieden auf der ganzen Welt zu sehen.